Zu Beginn der 90er Jahre habe ich mir den Spitznamen "Bombenleger" erworben.
Nicht, dass ich tatsächlich mal eine Bombe gelegt hätte, aber offenbar war sich die Gegenseite,
insbesondere das Landratsamt Böblingen, da nicht so sicher.
Sehr gerne erinnere ich mich daran, dass eines nachts zwei Hundertschaften der Bereitschaftspolizei im Glemswald standen,
um (potentiell vorhandene, tatsächlich seelig schlafende) Demonstranten zu vertreiben.
Einen weiteren "Ehrentitel" hat mir die Böblinger Kreiszeitung verpasst:
seit einer Aktion Anfang der 90er Jahre, bei der (als Nebeneffekt) einige Autofahrer nicht so schnell
losfahren konnten wie gewohnt, darf ich mich - voller Stolz - "kreiszeitungsgeprüfter Randalierer" nennen.
Auch bei dieser Aktion war außer einer kurzen Strassenblockade keine Gewalt im Einsatz - und meine Mitrandalierer
waren meist schon im gesetzteren Alter (ab 45 aufwärts).
Nicht verschweigen möchte ich allerdings, dass ich in dieser Zeit mehrmals von Polizeistreifen kontrolliert
wurde - immer "ohne Befund". Ich konnte am Bahnhof nicht mal ungestört auf den Nachtzug nach Wien warten,
und obwohl ich mein Haar immer noch etwas länger trage, haben die Polizeikontrollen in den letzten Jahren
merklich nachgelassen. Ob mir das zu Denken geben muss?
Bei meiner Biographie war es eigentlich klar, dass ich nicht zum Bund gehen würde.
Im Rückblick muss ich sagen, dass die 15 Monate in einer Wohngruppe im Wohnheim für Behinderte unbestreitbar zur besten Zeit meiner Jugend zählen.
Gearbeitet wurde zwar immer dann, wenn andere frei hatten (6-8 Uhr, 14-22 Uhr, am Wochenende 8-22 Uhr),
dafür konnte man (ohne Frühdienst) so richtig ausschlafen.
Als sehr hilfreich bei meinen Vereinsaktivitäten erwies sich später ein 'Training in gewaltfreier Aktion' aus dieser Zeit,
das von einem Trainer aus dem Umfeld der Mutlanger Pressehütte veranstaltet wurde.